Die nun im Stephansturm – 20 Meter über der 70 Meter hohen Türmerstube – installierten Blitzmess-Sensoren erfassen Blitzeinschläge in den Turm. Die darunterliegende Auswerteeinheit analysiert Steilheit, Ladung, Stromstärke sowie spezifische Energie von Blitzströmen – vier Kenngrößen, die Aufschluss über das Zerstörungspotenzial eines Blitzes geben. Mittels integriertem Web-Interface lassen sich diese Messdaten jederzeit ortsunabhängig abrufen – nicht nur von Wissenschaftern, sondern von jedermann. Unter blitz-schnell-erfasst.at sind alle Informationen zur Blitzmessung am Wiener Stephansturm mobil oder am Computer lesbar.
Blitz-Hotspot Österreich
Blitzeinschläge können verheerende Beschädigungen an Gebäuden sowie elektrischen und elektronischen Anlagen (Energieversorgung, Verkehr, Computersysteme) verursachen. Die Blitzforschung liefert dazu Daten und Fakten. In Österreich wurden im vergangenen Jahrzehnt (2004-2013) laut dem österreichischen Blitzortungssystem ALDIS (Austrian Lightning Detection & Information System) durchschnittlich 198.717 Blitze pro Jahr registriert, die meisten im Jahr 2006 (286.690).
Seit Jahresbeginn 2014 schlugen in Österreich 90.436 Blitze ein. Das Vorjahr 2013 war ein Jahr mit einer ausgesprochen geringen Zahl von Blitzen (85.317). 2012 traten österreichweit 206.396, 2011 120.132 und 2010 194.228 Blitze auf. Österreich gehört mit Oberitalien und Slowenien zu den blitzgefährdetsten Regionen in Europa.
Die meisten Gebäude, auch der Stephansdom, besitzen einen klassischen Blitzableiter, der das Bauwerk und die darin befindlichen Personen schützt. In der heutigen, vernetzten Welt tritt daher der Schutz der elektronisch gesteuerten Netze in den Vordergrund. Phoenix Contact entwickelt in Zusammenarbeit mit der Blitzforschung Lösungen zum Schutz von Anlagen und elektronischen Systemen.
Blitzschutz im Mittelalter
Für den Stephansdom hat der Blitzschutz schon seit Jahrhunderten große Bedeutung – die Methode unterschied sich allerdings von der heutigen Technik. Realis (=Gerhard Cockelberghe-Duetzele), Geschichten, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit, Wien 1846, S. 42, schreibt dazu:
„Um 1551 wurden auf die oberen acht Spitzen des Stephansturmes Hirschgeweihe als vermeintliche Abwehrungsmittel gegen das Einschlagen des Blitzes gesetzt; es herrschte damals allgemein der Glaube, daß noch nie ein Hirsch vom Blitze getroffen worden sei; man hielt seine Geweihe daher für ein Verwahrungsmittel wider den Blitzstrahl. Wahrscheinlich geschah dieses, weil im Jahre 1449 der Blitz den St.-Stephans-Turm angezündet und ganz verbrannt hatte.“